Frank Gabriel Sommer

Isabella Rose

Sabina Friedrich

Helmut Kunkel

Isabella Rose

Sabina Friedrich

Helmut Kunkel

Rede von Hanne Vollmer zur Eröffnung

 

Die Gruppe F I S H versteht sich als eine Gemeinschaft befreundeter Künstler. Im Vorfeld geplanter Ausstellungen wird in offenen Gesprächsrunden die jeweils erreichte neue künstlerische Position erkundet.

 

Aus der reizvollen Kombination unterschiedlicher Kunstgattungen ergibt sich für den Betrachter eine lohnende Zusammenschau.

 

Der Name, unter dem sich die Gruppe heute erstmals vorstellt, ergab sich aus den Anfangsbuchstaben der vier Vornamen :

 

 

 

 F – Frank Gabriel Sommer    -     der Maler

 

 I -   Isabella Rose                  -     die Silberschmiedin

 

 S -  Sabina Friedrich              -     die Malerin mit textilem Material

 

 H – Helmut Kunkel                -     der Bildhauer und Zeichner

 

 

 

Uneingeschränkt von Manifesten und Absichtserklärungen geht jeder der Vier seinen eigenen Weg in der Kunst.

 

In der Vorstellung halte ich mich an die gegebene Reihenfolge des Anagramms.

 

 

 

Frank Gabriel Sommer    -     der Maler

 

 

 

Lehrt als Kunsterzieher an der Staatl. Realschule für Knaben in Aschaffenburg. Geboren 1958 in Aschaffenburg, zeigte er in seinen früheren Ausstellungen Bilder, die von einer tiefen Sehnsucht nach der Natur durchzogen waren, andere ließen eine fast irreale Welt durchschimmern.

 

Geblieben ist ihm die große Farbintensität in seiner Öl- oder Acrylmalerei – mit einer starken Dominanz von Blau. – Blau in allen Tonstufen, vom lichten, nebligen Blaßblau über Graublau und Blaugrün hin zu Kobalt und Ultramarin.

 

Seit etwa Mitte der 90er Jahre fließen seine Wolkenformationen aber nicht mehr über gedachten Bergkuppen dahin, sondern hinterfangen – oft in kurzen Pinselschlägen aufgetragen – ein ganz bestimmtes Bergmassiv, den Pic du Canigou in den französischen Pyrenäen. Franks Vater lebt heute in Südfrankreich und so konnte Frank den Pic in vielen Bergwanderungen erleben. Das hat diesen Berg für ihn zum Thema werden lassen. Natürlich findet er jetzt malerisch eine andere Antwort auf die erlebte Bergwelt, als früher, als der Traum bestimmend war.

 

Die Bilder zeigen – von unterschiedlich hohen Standpunkten aus – die Begegnung des Flüchtigen, der Wolken, mit dem Festen, dem Felsen. Erdhafte Rottöne markieren die Bergflanken. Es ist nicht verwunderlich, daß dieses Massiv zum heiligen Berg der Katalanen werden konnte, weisen doch alle seine Grate ganz entschieden zum Gipfel.

 

Und dahinter entfaltet sich die Choreographie der Wolken nach der Musik des Windes – einmal vom Zentrum auseinanderstrebend, dann wieder diagonal über den Himmel flutend, ein anders Mal in Strömung und Gegenströmung verschränkt oder konzentrisch den Gipfel des Pic umtanzend.

 

In seiner Malerei hat Frank Sommer Nähe und Ferne – Greifbares und Ungreifbares in einem immerwährenden Dialog verbunden.

 

 

 

Isabella Rose     -          Die Silberschmiedin

 

 

 

Sie wurde 1945 in Aschaffenburg als Tochter des Malers Bruno Supernok geboren. Kürzlich hat sie sein Werk hier in diesen Räumen vor uns als Lebensfries entrollt. Nach dem Gymnasium erfuhr sie ihre Ausbildung zu Silberschmiedin in Hanau an der Fachschule für Edelmetallgewerbe, ihr zeichnerisches Talent entwickelte sie dort an der staatl. Zeichenakademie. Klare knappe Architekturzeichnungen, die sie von Italienreisen mitbrachte, belegen dieses Könne. Seit 1970 liegen ihre Zeiseziele im Norden, in Dänemark und Irland. Auch das schlägt sich in ihrer Kunst nieder. Im Silberschmuck verarbeitet Isabella Rose ihre Begegnung mit den alten Kulturen der Wikinger und Kelten. Hier sind jene großen Broschen und Fibeln anzusiedeln, die in einander ruhevoll umkreisenden Linien, zu ihrem kraftvollen Ausdruck finden.

 

Das Ornament ist die ursprünglichste Äußerung des Gestaltungstriebes und frühe Grabbeigaben bezeugen die kultische Bedeutung von Schmuck. Beim Ornament bewegt sich Isabella Rose zwischen den Polen eines rein linearen, geometrischen Stils und einer von organischen Formen ausgehenden Gestaltungsweise.

 

In der Vernetzung und Entflechtung von Linien lassen sich Wege verfolgen und Lichtbrechungen akzentuieren deren Verlauf.

 

Bei diesen offenen linearen Arbeiten geht der Schmuck mit der darunter liegenden Haut oder dem Kleid eine innige optische Verbindung ein. Die Anhänger enfalten  ihr Thema oft auf einer Grundplatte. Hier ist die Wechselwirkung von Stein für Ruhe und Silberlineament für Aktion zu beobachten. Von diesem spannungsreichen Kontrast leben ihre Fische und Vögel. Geschmiedete Kettenglieder führen den Rhythmus der Komposition um den Hals herum fort.

 

Aber auch ein Stückchen geschmolzenes Silber kann Auslöser für eine Arbeit werden, wie z.B. bei „ Welle – Nest – Straußenei „. Gelegentlich eingearbeitete Goldteile bleiben klar und warmtonig, auch wenn das Silber später nachdunkelt. Nicht immer führt Isabella Rose ihre Schmuckstücke zu ornamentaler Geschlossenheit. Mitunter schwingen Formen und Linien frei vom Zentrum weg. Bei diesem kontrapunktischen Tun findet sie unerwartet eigenständige Lösungen.

 

Ihr Schmuck gewinnt seinen Wert nicht vom prunkenden Material, sondern vor allem aus dessen Gestaltung und Bearbeitung.

 

 

 

Sabina Friedrich    -     Die Malerin mit dem textilen Material

 

 

 

Sie wurde 1955 in Bamberg geboren und durchlief zunächst eine Ausbildung zur Kauffrau. Vor mehr als 25 Jahren kam sie dann im zweiten Anlauf zur Kunst. In der Jesuitenkirche lernte sie die Textilkünstlerin Ella Raayoni aus Israel kennen, die sie in ihre Heimat einlud. Dort, unter fachkundiger Anleitung, erwarb sie die Technik, die ihr Ausdrucksmittel werden sollte. Also, nicht Pinsel und Farbe sind ihre Mittel, sondern Stoffreste, je älter je lieber, Fäden, Schere und Kleber. Das Ergebnis ist die Textilcollage.

 

Klassische Themen, wie Landschaft – Stilleben – Menschenbild erfahren unter ihren Händen eine neue, stoffliche Interpretation. Stoffmusterungen und – farben lösen oft einen Impuls aus. Sie werden freigestellt, umorganisiert, verfremdet und zu einer, vom ehemaligen Rapport (fortlaufende Wiederholung eines Motives, bzw. Musters auf Geweben oder Tapeten)  weit entfernten Aussage neu zusammengeführt. Hinreißend ihre Landschaftsdichtungen, an denen dieser Prozeß einsichtig wird.

 

Ihre Untergründe strukturiert sie aus rhythmisch gefügten Fetzchen, die einander teilweise überlagern und so eine fast opake (deckende)  Wirkung erreichen. Mit diesen Untergrundpartikels führt sie uns auf Augenwegen durchs Bild.

 

Fadenlinien säumen die Formen des Bildgeschehens, diese scharf konturierend oder zu feinen Fadenfolgen aufgelöst.

 

In den neueren Arbeiten füllen die Farbflächen diese umschreibenden Linien nicht mehr völlig oder sie überspielen sie gelegentlich. Der Bildgrund durchdringt dann das Motiv, löst es scheinbar auf und führt uns in die Tiefe.

 

Einige Themen durchlaufen in Trilogien formale Abwandlungen wie eine Musikstück mit Variationen.

 

Bei der Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen wird der Faktor Zeit eingearbeitet und Bedeutungswandel durch Nähe und Ferne formuliert oder durch Umrißzeichnung und Vollfigur spürbar.

 

Rilke spricht in seinem Gedicht : „Hortensie „ vom  „Verwaschenen, wie an einer Kinderschürze „ und vom „ nicht mehr Getragenen, dem nichts mehr geschieht „

 

Bei Sabina Friedrich geschieht dem „ nicht mehr Getragnen“ und „Verwaschenen“ wieder etwas und das lohnt sich.

 

In der Ausstellung gibt es einen Punkt der Begegnung zwischen Sabina Friedrich und Helmut Kunkel  -     bei den Katzen.

 

 

 

Helmut Kunkel        -      Der Bildhauer und Zeichner

 

 

 

Ist Jahrgang 1950, geboren in Aschaffenburg und seit 1981 freischaffend.Das Motto über seinem vielgestaltigen Werk : „ Weil schon die Angst zu irren der Irrtum selber ist.“

 

Sich solcherart immer wieder selbst ermutigend, frei und uneingeschränkt zu schaffen. Die Wahrnehmung ist auf das Einfache, Alltägliche gerichtet. Sein Blick ruht auf Mensch und Tier gleich anteilnehmend und liebevoll, mitunter mit leiser Trauer. In den großformatigen Menschenbildern überrascht die Art der Konfrontation. Wie durch den schmalen Spalt einer offenen Tür begegnen wir den „ Augen der schönen Nachbarin“ oder den „ Spielenden Buben“ auf dem Hof. Über diesen Zeichnungen mit ihrer fast altmeisterlichen Ausstrahlung, liegt eine tiefe Stile. Sie umfängt auch die Figur des Nachbarbuben  “ Bin“ , eines jungen Vietnamesen. Zerbrochen und wieder geflickt, ist er zum Sinnbild der Gefährung von Jugend und Fremdsein geworden.

 

In den „ Der alten Frauen „ haben wir eine Verbindung von Bild und Relief vor uns. Der Materialantrag schafft Körperlichkeit und eine überraschende Vitalität, die der Verwitterung durch die Jahre trotzt.

 

 

 

Bei den Plastiken gibt es immer wieder das Thema Springen. Mutproben sind zu bestehen, Zögerlichkeit muß überwunden werden. Kühne Platzierungen lassen das Wagnis ahnen. Die auf hohem Standort platzierten Figuren, wie der „Eisvogel“ oder der „kleine Spötter“ haben Beobachtungsposten bezogen, warten auf die Schwäche des Gegenübers, um dann zuzustoßen, jeder auf seine Art.

 

Von diesem Zustoßen im rechten Augenblick zeugen auch die tönernen Selbstportraits. Hier gilt es immer wieder, sein sich veränderndes Ich zu erkennen, es zu packen und darzustellen.

 

 

 

Vier Künstler – vier Welten warten auf Sie , warten auf die Begegnung mit Ihnen.